Weil Walpernhain im 12./13. Jh. oft Ziel von Überfällen war, wurde die Kirche als Wehrkirche errichtet. In Kriegszeiten konnten die Dorfbewohner sich und ihr Habe in der Kirche bergen und verteidigen. Die Walpernhainer Kirche zählt zu den ältesten Wehrkirchen Thüringens. Außerdem hat sie eine Schwesterkirche in Pötewitz.
Die frühesten Bauteile stammen aus dem 12. Jh. Die Mauern ihres wuchtigen Turms weisen am Fuß eine Dicke von 1,35 m auf und verjüngen sich nach oben auf 90 cm. Der Turm besteht aus Untergeschoss, zwei Obergeschossen und dem Walmdach. Bis zum zweiten Obergeschoss bestehen die Mauern aus Bruchsteinen, die vor ein paar Jahren verputzt wurden.
Das Untergeschoss des Turms, der Chor, ist der älteste Teil der Kirche. Er besitzt ein einfaches Kreuzgewölbe mit Kehlprofil-Rippen an den Wandpfeilern und einem Schlussstein. Die beiden Rundbogenfenster, die mit einem Herz geschmückt sind, sind spätgotisch. Der Chor öffnet sich in einem Rundbogen zum Schiff hin.
Das erste Obergeschoss hat in seiner Nord-, Ost- und Südwand kleine gepaarte Rundbogenfenster als Einlass für Licht, Luft und Sonne für die möglicherweise schutzsuchenden Menschen.
Das zweite Obergeschoss, aus Fachwerk mit schönen Andreaskreuzen bestehend und etwas über das erste Obergeschoss kragend, könnte als Mannschafts- und Waffenkammer gedient haben. Von hier aus konnten angreifende Feinde abgewehrt werden.
Das Schiff ist später angebaut worden. Seine drei Rundbogenfenster – eins auf der Nord- und zwei auf der Südseite – tragen als Schmuck ein Viereck, ein Motiv der Frührenaissance. Die farbige Holzbalkendecke und die beiden an der Nord- und Westseite umlaufenden Emporen stammen aus der Renaissancezeit, in der die Kirchenschiffe festlich und farbenfroh gestaltet worden sind.
Der ankerförmige Eisenbeschlag an der Südtür des Schiffs stammt aus dem 16. Jahrhundert.
In den Jahren 1742 und 1819 haben in und an der Kirche umfangreiche Reparaturarbeiten stattgefunden, 1886 wurden der Fußboden, die Treppen und das Gestühl erneuert und 1938 das Kircheninnere renoviert.
Das Gestühl von 1886 wurde im Laufe der Jahrzehnte Opfer des Zahns der Zeit und in den vergangenen 70er Jahren das der Modernisierung. Seitdem stehen leichte Stühle aus Metallrohr mit kunststoffbezogenen Sitzen im altehrwürdigen Kirchenschiff und im krassen Gegensatz zu diesem.
Die Kanzel an der Südseite des Rundbogens stammt aus dem 18. Jahrhundert. Ursprünglich trug sie in den einzelnen Feldern die Bilder Christi und der vier Evangelisten Mathhäus, Markus, Lukas und Johannes sowie Worte „Rufe getrost, schone nicht“. Bilder und Worte wurden bei der Renovierung des Kircheninneren im Jahre 1938 übertüncht.
Die Orgel stammt (lt. Chronist Back) aus dem Jahre 1726 und ist „durch Gemeindeumlagen für 224 fl. Angeschafft“ (Florin = Gulden) und am 6. Trinitatissonntag vom damaligen Schulmeister Schubert zum ersten Mal gespielt worden. (Eine andere Quelle nennt das Anschaffungsjahr 1749/50) Ihr Erbauer war Orgelbaumeister Johann Georg Molau aus Großbrembach. Sie ist nicht mehr bespielbar.
Der schöne Taufstein in Form eines achteckigen Kelches mit der Umschrift:
„WIE VIEL EUER GETAUFT SIND, DIE HABEN CHRISTENTUM ANGEZOGEN“ ist spätgotisch. Als Entstehungsjahr wird 1675 angegeben.
Im Jahre 1830 hat die Gemeinde die drei vorhandenen Glocken „zu einem harmonischen Geläute“ umgießen lassen. Die neuen Glocken wurden „in Anwesenheit der Kircheninspection den 22. Decbr. 1830 feierlich aufgezogen und probirt; welche Probe sie wohl bestanden. Den 1. Weihnachtstag dieses Jahres wurden sie eingeweiht.“ Die große Glocke war vorher schon zweimal umgegossen worden: Das erste Mal im Jahre 1676, nachdem sie zwei Jahre zuvor am 3. Advent zersprungen war, als einige Bauernburschen sie über eine halbe Stunde lang geläutet hatten, und das zweite Mal 1709. Im Jahre 1864 zersprang die mittlere Glocke und wurde umgegossen. Auch heute hängt ein Dreiergeläut im Turm, dessen eine Glocke noch aus dem Jahre 1830 stammt, die beiden anderen von 1955. Die Glocken werden nicht mehr von Hand geläutet, sondern ein elektrisches Geläut mit Zeitschaltuhr lässt sie täglich um 17.00 Uhr erklingen. Man kann die Glocken aber auch per Knopfdruck in Gang setzen.
Daran sieht man, dass die schöne alte Wehrkirche in Walpernhain immer einen Besuch wert ist.
Quelle: „Rund um die Kirchen im Ackerhügelland des Saale-Holzland-Kreises“ von Angela Frömel